3. Oktober 2017
Wer sich im Internet bewegt, empfindet die Verwaltung der Zugangsdaten zu den diversen Websites und Portalen meist als äusserst mühsam. Die E-ID („Identitätskarte für das Internet“) wird deshalb oft als „natürliche Weiterentwicklung“ empfunden. Das zeigte eine spannende Studie im Auftrag des Verbands Swiss Fintech Innovations (SFTI).
Haben Sie schon einmal von der Idee einer E-ID gehört? Würden Sie sich für eine E-ID interessieren? Welche Anforderungen an eine eID sind für Sie wichtig? Solche Fragen stellten das Link-Institut und die Link qualitative AG im Auftrag des Verbands Swiss Fintech Innovations rund 650 Internet-Nutzerinnen und –Nutzern. Dank einem sorgfältigen Aufbau der schriftlichen und mündlichen Befragung und ergänzenden Erläuterungen gelangten sie dabei zu aufschlussreichen Ergebnissen:

Mühsames Passwort-Management


43 Prozent der Männer haben schon einmal von der E-ID gehört. Bei den Frauen waren es nur 19 Prozent. Die Teilnehmenden zogen Parallelen zum Swisspass der SBB und zur Nutzung des Google- und Facebook-Logins bei Drittportalen. Hingegen zogen nur zwei Personen eine Parallele zur SuisseID. 48 Prozent der Befragten zeigten sich (eher) interessiert daran, eine E-ID zu nutzen. Dazu kamen 22 Prozent Unentschlossene. Besonders für Behörden und für Transportunternehmen könnten sich die Teilnehmenden eine Nutzung vorstellen.

Viele Befragte geben an, als Internetnutzer für die diversen Websites und Portale 1 bis 5 verschiedene Logins zu nutzen. Sogar mehr als 20 verschiedene Logins sind nicht selten (16 Prozent). Passwörter werden oft mehrfach verwendet und/oder notiert. Die Verwaltung der verschiedenen Zugangsdaten wird als äusserst mühsam erlebt. Die E-ID sehen viele als logische Weiterentwicklung. Allerdings wird die mit der E-ID verbundene Einfachheit oft auch „intuitiv negativ assoziiert“ und weckt ihrerseits Sicherheitsbedenken.

Hohe Sicherheitsanforderungen


Für die Erst-Registrierung einer E-ID zeigten sich die Befragten erstaunlich sicherheitsbewusst. Für die Nutzung einer E-ID bei Transportunternehmen und bei Online-Einkäufe erwarten 41 bzw. 43 Prozent eine Erstregistrierung mit persönlicher Vorsprache beim E-ID-Anbieter oder Videoidentifikation gestützt auf einen staatlichen Ausweis. 25 bzw. 27 Prozent erwarten sogar eine persönliche Vorsprache mit zusätzlicher Prüfung oder Erhebung eines biometrischen Merkmals.

Für die Nutzung in noch sensibleren Bereichen wie Banken, Ärzte/Spitäler, Behörden und Versicherungen erwarten sogar 83 Prozent (Banken), 76 Prozent (Ärzte/Spitäler), 72 Prozent (Behörden) beziehungsweise 63 Prozent (Versicherungen) eine persönliche Vorsprache mitsamt Überprüfung bzw. Erhebung eines biometrischen Merkmals.

Abgrenzung von Robotern


Die Frage, ob sie dazu bereit wären, sich für die Beschaffung einer E-ID persönlich auszuweisen, wurde durch 85 Prozent der Befragten bejaht. Als Instanz für die Registrierung erachten die meisten (74%) eine Behörde als geeignet. Auch eine Bank könnte sich eine Mehrheit (59%) als registrierende Behörde vorstellen. Dagegen kommen eine Poststelle nur für 40 und die SBB nur für 30 Prozent in Frage. Begründet wurde die hohe Bereitschaft, persönlich vorzusprechen, unter anderem wie folgt: „Alles, was [wofür] ich mich nicht physisch anmelden muss, kann theoretisch auch … ein Roboter machen.“

74 Prozent der Befragten können sich die öffentliche Hand als E-ID-Anbieter vorstellen. Auch eine Bank, spezielle Gemeinschaftsunternehmen und ein staatnahes Unternehmen könnte sich eine Mehrheit vorstellen. Wenig Akzeptanz als E-ID-Anbieter hätten dagegen zum Beispiel soziale Medien (13%) und auch Telekomunternehmen (34%).

Bedrohungen


Für das Login wird bei Ärzten/Spitälern, Behörden und Banken oft ein biometrischer Zugangscode erwartet. Allerdings empfinden es einige Befragte auch als unsicher, als heikel oder sogar als Verletzung der Privatsphäre, einem E-ID-Anbieter Daten über den eigenen Körper zugänglich zu machen. Generell merken einige Teilnehmende an, dass die E-ID auch die „Freiheit und Anonymität des Internets“ bedrohen könnte. Dies vor allem, wenn die Einführung einer E-ID dazu führen würde, dass man sich im Internet vermehrt identifizieren müsste.



Weitere Informationen:
D. Herzog, M. Herrmann: <link http://swissfintechinnovations.ch/wp-content/uploads/2016/09/LINK_SFTI_E-ID_Ergebnispräsentation_20-09-2017.pdf >E-ID Ergebnispräsentation des LINK Instituts und der LINK qualitative AG, Verband Swiss Fintech Innovations (SFTI), 20. September 2017
Natascha TummeleyE-ID Study Outcomes, Verband Swiss Fintech Innovations (SFTI), News, Working Group, 20. September 2017
Inside-IT: <link http://www.inside-it.ch/articles/48830>Schweizer wünschen sich staatliche E-ID</link>, 27. September 2017

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