28. Dezember 2014
Bereits 84 Prozent der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer nutzen das Internet. Immer mehr sind auch in den sozialen Netzwerken aktiv. Dies ergab die Erhebung 2014 des Bundesamts für Statistik. Erstmals kam bei dieser Erhebung ein neues Indikatorensystem zum Einsatz, das in den kommenden Jahren noch erweitert werden soll, sofern das Geld dafür reicht. Internationale Vergleiche bleiben jedoch schwierig.
Das Bundesamt für Statistik hat am 16. Dezember 2014 neue Zahlen zur Internetnutzung in der Schweiz vorgelegt:

Mehr Nutzer


Immer mehr Menschen in der Schweiz nutzen das Internet. Dies allein ist nicht überraschend. Doch betrachtet man die detaillierten Zahlen der Erhebung des Bundesamts für Statistik über die Internetnutzung in den Schweizer Haushalten 2014, zeigen sich bemerkenswerte Entwicklungen: Der Anteil der Internetnutzer/-innen an der erwachsenen Bevölkerung (Menschen ab 15 Jahren) stieg seit 2010 von 78 Prozent auf 84 Prozent. Zum Anstieg beigetragen haben gerade auch die älteren Menschen. Bei den 15- bis 24-Jährigen nutzten bereits vor vier Jahren 100 Prozent das Internet. Bei den 65- bis 74-Jährigen dagegen waren es damals 45 Prozent. Heute sind es mit 62 Prozent schon bald zwei Drittel.

Stark gestiegen ist seit 2010 auch der Anteil der mobilen Internetnutzerinnen und –nutzer: 2010 nutzten 43 Prozent der Erwachsenen das Internet unterwegs. 2014 waren es bereits 66 Prozent. Fast alle (95 Prozent) verwendeten dabei ein Smartphone, was 2010 nur gut die Hälfte (65 Prozent) tat. 2010 surften 79 Prozent der mobilen Internetnutzer unter anderem auf ihrem Laptop. 2014 waren dies nur noch gerade 30 Prozent. Einen Internetzugang zuhause haben heute 83 Prozent der Haushalte. 2010 waren es 77 Prozent. Am höchsten ist dieser Anteil im Grossraum Zürich mit 88 Prozent, während im Grossraum Tessin mit 77 Prozent noch ein deutlicher Rückstand besteht.

Mehr Aktivitäten


Auch die Breite der Internetaktivitäten hat deutlich zugenommen. Zwei Drittel der Internetnutzerinnen und -nutzer bestellen oder kaufen heute online Waren oder Dienstleistungen. 59 Prozent tätigen auch Online-Zahlungen. 64 Prozent suchen online gesundheitsrelevante Informationen im Internet, 42 Prozent informieren sich online über politische Kampagnen.

In den sozialen Netzwerken sind heute 47 Prozent der Bevölkerung aktiv. Bei den 15- bis 24-Jährigen sind es 83 Prozent, bei den 25- bis 34-Jährigen 67 Prozent und bei den 35- bis 44-Jährigen immerhin bereits 46 Prozent. Auch hier zeigt sich im höheren Alter die grösste Zunahme: Bei den 35- bis 44-Jährigen betrug der Anteil der Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer 2010 erst 27 Prozent; er stieg also um fast 20 Prozentpunkte.

Mehr Daten


Im Jahr 2010 hat das Bundesamt für Statistik (BFS) mit dem Omnibus IKT 2010 letztmals einen umfassenden Bericht zur Internetnutzung in der Schweiz veröffentlicht. Dieser Bericht wurde dank einer Piloterhebung im Rahmen der Eidgenössischen Volkszählung möglich. Dabei wurden die Standardmethodik und der Modellfragebogen der EU getestet, sodass die Daten 2010 auch international vergleichbar waren. Doch das Jahr 2010 war eine Ausnahme. Viele Daten wurden seither nicht aktualisiert. Mit der Erhebung 2014 legt das Bundesamt für Statistik erstmals wieder eine breitere Datenbasis vor.

Ist das statistische Indikatorensystem im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ausreichend? Liefert es die nötigen Informationen für die Strategie für eine Informationsgesellschaft, die der Bundesrat 2012 verabschiedet hat? Dieser Frage widmete sich ein Bericht zum Ausbau des statistischen Indikatorensystems zur Informationsgesellschaft in der Schweiz vom Mai 2013 im Auftrag des Bundesrats. Er kam zum Schluss, dass einige solide Daten vorhanden sind, doch dass in Bezug auf Aktualität und Periodizität (oft nur dreijährlich), in Bezug auf internationale Vergleichbarkeit und in Bezug auf gewisse Themenbereiche (darunter auch eGovernment) erhebliche Schwächen bestehen. Der Bericht zum Ausbau des IKT-Indikatorensystems legte die Basis für die erweiterte Erhebung im Jahr 2014 und schlug einen weiteren pragmatischen Ausbau des Indikatorensystems vor. Nicht alle Schwächen sollen jedoch sofort behoben werden. Auch für den vorgesehenen moderaten Ausbau ist die Finanzierung noch nicht sichergestellt.

Internationaler Vergleich


Auf europäischer Ebene werden gemäss dem Bericht zum Ausbau des Indikatorensystems jährlich zwei Erhebungen durchgeführt, eine bei den Haushalten/Einzelpersonen und eine bei den Unternehmen. Die Variablen, Methoden und Fragebogen werden genau vorgegeben, um die Vergleichbarkeit sicherzustellen, und sie werden jährlich weiterentwickelt. Die europäische Verordnung für die Erstellung von Gemeinschaftsstatistiken zur Informationsgesellschaft ist für die Schweiz jedoch nicht bindend, weil sie erst nach Abschluss des Statistikabkommens zwischen der Schweiz und der EU verabschiedet wurde.

Die Schweiz kann für die Untersuchungen von internationalen Organisationen, bei denen sie Mitglied ist, oft die gewünschten Daten nicht liefern und fehlt dann in den Referenzpublikationen. Damit ist oft nicht klar, wie die Schweiz in Bezug auf die Entwicklung der Informationsgesellschaft im internationalen Vergleich wirklich dasteht. Daran werden auch die vorgesehenen pragmatischen Verbesserungen des Indikatorensystems in der Schweiz nichts Grundlegendes ändern.

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